Wie die Coronakrise unsere Kommunikation verändert
Wie wir kommunizieren
Ein entscheidender Faktor für das Meistern einer Herausforderung – etwa im Format der aktuellen Coronakrise – ist: gute Kommunikation. Der reibungslose Fluss aussagekräftiger Informationen unter allen Beteiligten, spielt in dieser Situation eine herausragende Rolle. Neueste Erkenntnisse werden in stetige Entscheidungsprozesse eingespeist, Lösungsansätze werden entwickelt, um davon abgeleitete Weisungen an die Beteiligten zu übermitteln, worauf sich deren Verhalten verändert und wiederum neue Erkenntnisse gewonnen werden. So könnte – vereinfacht – der Informationskreislauf in einer Krise skizziert werden.
Ein spannender Nebeneffekt der Kommunikation in Krisen: Die Menge und Geschwindigkeit an ausgetauschten Informationen steigt – oft entgegen dem Zugewinn an Erkenntnis über die Sache selbst. Auch dies lässt sich in der aktuellen Coronakrise, etwa mittels Analyse von Traffic, vielfach beobachten.
Sprich, es wird viel geredet, aber wenig gesagt.
Wie steht es um die Inhalte?
Im Fall der Corona-Pandemie ist der erste Schock über die Verwundbarkeit unserer modernen und global vernetzten Gesellschaft bereits verarbeitet. Ein neues temporär erscheinendes Normal hat sich eingestellt und viele weitere Fragen in uns aufgeworfen. Häufig wurde diese Zeit als Katalysator beschrieben – kein schlechtes Bild, wenn wir daran denken, wie sich die Geschwindigkeit einiger Prozesse deutlich erhöht hat – sogar dort wo wir gedacht haben “dynamischer geht es kaum”. Das trifft für technische Prozesse zu, wie die Digitalisierung etwa im Bereich Remote Work, E-Learning oder den E-Commerce.
Neben der Geschwindigkeit verändern sich allerdings auch die Inhalte unserer Kommunikation. Besonders im Marketing und der Unternehmenskommunikation lassen sich Anzeichen eines feinen Wandels beobachten. Viele Menschen haben die Zeit der Isolation als Moment der Reflexion begriffen und sich kritisch mit ihrem Konsumverhalten auseinander gesetzt. Und siehe da, es funktioniert ganz gut das neue Normal, ohne Shoppingtouren, Dauerbeschallung durch Werbung und das eingespielte Wechselspiel von Erwerbsarbeit und Konsum.
Hinzu kommt ein spürbares solidarisches Momentum bei einer gesamtgesellschaftliche Herausforderung wie der Coronakrise. Wir schauen wieder mehr auf die Menschen um uns herum. Selbst Unternehmen helfen sich, selbstlos und abseits vom Konkurrenzdenken, gegenseitig. Für die Meisterung dieser Krise (und auch der Klimakrise) sind wir alle gefragt, unser Handeln und unser Miteinander – auch das ist eine Erkenntnis.
Was heißt das für die Kommunikation, von Marken, Unternehmen und Produkten?
Mitten im Lockdown wirkte ein Produktlaunch für einen neuen Wagen deplatziert. Ein Werbemotiv mit Traumstrand fast zynisch. Zu beobachten ist zunehmend die Betonung gesellschaftlicher Verantwortung in der Kommunikation seitens der Unternehmen. Der gewohnt schrille Ton im Marketing wirkt angenehm gedämpft und neben den beworbenen Features des neuen Produktes fehlt nicht der Hinweis auf die Maßnahmen zur Coronaeindämmung des Unternehmens oder mindestens die entsprechenden Hashtags.
Spannender wird es, wenn bei der Markenkommunikation noch ein Stück weiter gegangen wird – wenn die Kommunikationstrategie einen wahren Kundennutzen oder gar die gesellschaftliche Verantwortung zu betonen versucht. Was an einigen Stellen aufgesetzt oder albern wirkt, gar selbstentlarvend, kann an anderer Stelle eine ehrliche Aussage hervorbringen – mit starker Wirkung.
Die aktuelle Krise wirkt also auch im Marketing als Katalysator. Neue gewonnene Perspektiven fordern hier eine neue Ansprache.
Was bleibt?
Der Schritt nach Vorne, den wir für die Digitalisierung und auch für viele kulturelle Aspekte, etwa im Sinne des New Work, erlebt haben, lässt sich glücklicherweise kaum noch zurückgehen. Für den Wandel der Inhalte in der Unternehmenskommunikation und im Marketing ist der Ausgang noch offen.
Es bleibt zu wünschen, dass die Fokussierung auf Unternehmensverantwortung, Produktnutzen in Form klarer und ehrlicher Kommunikation Anzeichen eines echten Wandels sind. Von einer guten Kommunikation für die neue Zeit dürften am Ende alle profitieren, Unternehmen, Kreativagenturen, Kunden – und die Gesellschaft.