Stefan Pernthaller - Architekt, Schreiner und Gestalter
Podcast
Folge 04
Wir produzieren immer mehr in immer kürzerer Zeit. Eine Entwicklung, die wir nicht nur aus der Modeindustrie unter dem Begriff Fast Fashion kennen, sondern als Fast Furniture auch in anderen Teilen unseres Lebens Einzug gehalten hat. Wir konsumieren, werfen weg, weil wir uns nach kurzlebigen Trends richten, statt uns an langlebigen Design zu orientieren. Die Entwicklung von billiger Massenware, der Druck durch Social Media und die Same-Day-Delivery hat auch von der Möbelindustrie nicht halt gemacht.
Aber was macht das mit uns? Mit unserer Welt?
Nicht nur, dass es keine nachhaltige Wirtschaftsweise ist, es sorgt auch für fehlende Wertschätzung den Dingen gegenüber. Natürlich ist es viel preisintensiver, Möbel maßschneidern zu lassen oder von Anfang an qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen, aber sie halten auch länger. Müssen wir anders an das Thema Möbelkauf herangehen? Früher hat man Geld angespart, um sie dann in langlebige Möbel zu investieren, die später noch an Kinder und Enkel weitervererbt wurden. Haltbare Materialien, aufwendige Handarbeit und Reparatur – drei Elemente, die in der modernen Welt fast keinen Platz mehr finden.
Außer bei Stefan Pernthaller, Architekt, Schreiner und Gestalter. Er baut für Kund:innen individuelle Möbel – alles von der Idee zur Ausführung in einer Hand. Dabei lebt Stefan nach dem Leitsatz “Die Angemessenheit der Mittel”. Dieser Ansatz bezieht sich nicht nur auf das Thema der Nachhaltigkeit, sondern meint einen besonderen Wert, den wir in der One-Klick und Aufmerksamkeitsökonomie zu vergessen scheinen haben.
Gerade im Handwerk, wo man mit Artefakten, physischen Ressourcen und vor allem den eigenen Händen und Lebenszeit arbeitet, blickt man anders auf Ergebnisse, Produkte und eben Zeit. Zeit, die sich Stefan gern nimmt – er gestaltet nicht gern darauf los, sondern nimmt sich Zeit und beobachtet seine Kund:innen zunächst. Wie leben sie, was sind ihre Gewohnheiten? Wie bewegt man sich im Raum? Dann entsteht ein Bild und erst dann wird gebaut.
Die Funktion steht im Mittelpunkt.
Das Besondere an Stefans Arbeit ist aber nicht nur sein Handwerk, sondern auch seine Beziehungen zu seinen Kund:innen. Viele von ihnen besucht er Jahre später und sieht das Ergebnis im Laufe der Zeit. Braucht es eine Rückbesinnung fragen wir ihn?
Ja, aber immer mit dem Blick nach vorne, antwortet er. Das heißt, das Handwerk benötigt und erlebt derzeit eine Entwicklung, bei der man sich wieder an alten Verfahren orientiert – wie baut man Holz ohne Schrauben und Leim? Denn Lacke, Kleber oder andere Schadstoffe können das Recycling zusätzlich erschweren. Wie baut man mit Holz oder Lehm?
Zugleich muss es sich aber auch die Frage stellen, wie Digitalisierung bestmöglich zum Einsatz kommen kann, z. B. durch neue Möglichkeiten wie Tools as a Service oder präzise Technologie? Wir bedanken uns bei Stefan für diese schöne Erinnerung an die Tradition und daran, dass Zukunft und Tradition ein Team sein können.
Foto-Credit: Michael Setzpfand
“Folge 4 mit Stefan Pernthaller - Über Wertschätzung, Möbel und Gestaltung”
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